Vor der Ausschreibung im Tourenprogramm, wurde mir von verschiedenen Leuten erklärt, dass für so schwere Touren beim SAC kein Interesse bestehe. Doch weit gefehlt, im Nu war die Tour ausgebucht, sie hätte gar doppelt geführt werden k …weiterlesen
Vor der Ausschreibung im Tourenprogramm, wurde mir von verschiedenen Leuten erklärt, dass für so schwere Touren beim SAC kein Interesse bestehe. Doch weit gefehlt, im Nu war die Tour ausgebucht, sie hätte gar doppelt geführt werden können.
Also trafen meine beiden Seilführer Leander Metry und Hans Gfeller und ich am Samstagmorgen im Bahnhof Bern auf unsere Gäste vom SAC Weissenstein, Peter Büttler, Peter Fuchs und Alexander Stüdeli. Um 9.30 Uhr starteten wir in Randa unser Abenteuer Dom. Es ging gleich ordentlich mit viel Sonne im Gesicht in die Höhe. Richtung Europahütte. Der Schweiss floss in Strömen, so dass wir über der Waldgrenze eine Futterpause einlegten. Dann stiegen wir weiter, der schöne Hüttenweg führte uns dann gleich steil in die Felsen, wo er klettersteigähnlich gen Himmel führte. In knapp 3 ½ Stunden führte ich meine wohlgelaunte Gruppe auf die Domhütte 2940m. Eine gute Zeit, steht doch in Randa 4 ½ Stunden für den Hüttenweg angeschrieben. Jetzt wusste auch jeder warum wir morgens so früh ins Wallis reisten, denn am Nachmittag heizte die Sonne voll in die Westseite des Mattertales. Jetzt hatten wir auch genug Zeit uns auf der Hütte kennen zu lernen und uns auf den Dom einzustimmen. Es herrschte Euphorie, die ich etwas bremsen musste, schliesslich war dies meine dritte Tour auf den höchsten Schweizer Berg. Ich wusste dass der Aufstieg auf den Gipfel mit 1600 Höhenmeter wirklich hart ist, nicht zu vergleichen mit den 1500 Höhenmeter von Randa zur Domhütte. Wir wurden super bewartet, was in der veralteten Hütte ein grosses Engagement verlangt, ein Kompliment an die Hüttencrew. Nach dem „Briefing“ am Abend, wo ich mit den Seilführern die Strategie festlegte, gings zur Nachtruhe.
2.30 Uhr, Tagwache. Fix in die Kleider, zum Frühstück, den vorgepackten Rucksack zum Abmarsch bereitgestellt, jeder Handgriff musste sitzen. Ich habe einfach keine Lust mehreren Seilschaft hinterher zu latschen, also starteten wir als erste Gruppe bei sternenklarer Nacht, durch die Moräne und Felsgewirr Richtung Festigletscher. Im Nacken eine ganze Meute, die froh war den Weg nicht selber suchen zu müssen. Dort seilten wir uns an und machte uns auf, durch das Spaltenlabyrinth des Festigletschers. Die Stelle wo das Festijoch überklettert wird, ist wegen Steinschlages letzte Woche etwa 200 Meter zum Festigrat hin verschoben worden, aber auch die neue Route ist extrem Steinschlag gefährdet, ein einziger Geröllhaufen. Trotzdem gelang es mir meine drei Seilschaften übers Joch zu bringen ohne dass den nachfolgenden Bergsteigern die Steine auf die Köpfe fielen. Jetzt verordnete ich Ess- und Trinkpause, denn jetzt erwartete uns der Festigrat, mit 800 Höhenmeter. Der Einstieg war dann so wie ich es erwartet habe, jede Menge Blankeis, so dass jeder Schritt mit höchster Konzentration gemacht werden musste. Nach der Überwindung einer heiklen Querpassage wichen wir dann nach rechts auf den Felsgrat aus. Auf der Höhe 4000m liess ich dann meine beiden Seilführer Leander und Hans allein mit ihren Gästen gen Gipfel ziehen, da Peter Probleme mit der dünnen Luft bekam. Trotz mehrmaligen Pausen erholte er sich aber nicht mehr, ein Abstieg über den vereisten Grat kam für mich aber nicht in Frage. Also hatte ich zwei Möglichkeiten, entweder die Rega alarmieren, oder meinen Seilpartner ins Domjoch „hochwürgen“, um ihn dann auf der Normalroute ins Festijoch zu führen, wo die Luft wieder „fetter“ war. Ich entschied mich für die zweite Variante, also schnallte ich seinen Rucksack auf meinen obendrauf und zog Peter in mehreren Abschnitten hoch unters Domjoch auf ca. 4400m. Das war für Beide eine Tortur und für mich nur möglich, weil ich gut akklimatisiert und mit mehreren Viertausender Touren in den Knochen entsprechend trainiert war. Auf dem Domjoch kamen mir dann meine Kollegen entgegen, die um acht Uhr den Gipfel auf 4545m erreicht hatten und kümmerten sich um den angeschlagenen Peter. Ich stieg derweil ohne Gepäck im Expresstempo auf den Gipfel, war kurz vor neun Uhr oben wo ich zehn Minuten alleine (ein Novum) das Panorama genoss. Dann stieg ich zu meinen Kollegen ab, wo eine Dreierseilschaft mit Peter gleich ins Festijoch abstieg. Leander, Alexander und ich stiegen dann etwas später mit vielen Fotopausen durch die Normalroute ab. Gewaltige Eisabbrüche und Seracs gabs hier zu bestaunen. Auf dem Festijoch trafen wir dann auf unsere Kameraden mit Peter, der sich erstaunlich gut erholt hatte. Da die Österreicher Seilschaften auch gleich eintrafen, entschied ich meine Gruppe sofort auf den Festigletscher abzuseilen. Das war ein guter Entscheid, denn kaum waren wir aus der Wand, rumpelte es nur so, vom Steinhagel, ausgelöst durch die Österreicher. Mittags waren wir dann zurück auf der Hütte wo wir dann nach einer Stunde Pause direkt nach Randa abstiegen. In 1 ¾ Stunden „seckleten“ wir ins Tal, wo wir dann unser wohlverdientes Bier tranken.
Fazit der Tour: Die „Weissensteiner“ waren voll des Lobes über die Organisation der „Oberaargauer“ und ich war begeistert über die Arbeit meiner Seilführer Leander Metry und Hans Gfeller. Ein grosses Dankeschön an die Beiden.
Fotos und Text: Hans Künzli
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