Die Fahrt nach Rosenlaui (1328m) war nicht ganz idyllisch! Die schmale Fahrbahn mussten wir mit allen Wettkämpfern des Inferno-Triathlons teilen. Diese kämpften sich mit Ihren Road Bikes Richtung Grosse Scheidegg. Herzlichen Dank unseren geduldigen Chauffeuren!
Um 11:30Uhr nahmen Leander, Christine, Marianne, Susanna, Hans, Hansruedi, Jörg und Walter, den abwechslungsreichen Hüttenweg unter die Füsse. Durch den lichten Bergwald stiegen wir westlich der tosenden Rosenlauischlucht empor und trafen auf einen berührenden Platz mit aberdutzenden von Steinmännchen, sicher von emsigen Kinderhänden erbaut! Der Weg führte uns weiter in das kleinen Tälchen südöstlich des Gletscherhubels. Links über uns mächtig die Engelhörner, vor uns glatt geschliffene, sanfte Felsplatten und über uns der Abbruch des Rosenlauigletschers. Wir gingen weiter in südlicher Richtung und steigen links die steinige Seitenmoräne hoch. Der Weg führte weiter über den Moränenkamm, von wo es über Kalkplatten und Stufen empor ging. Der steile Aufstieg ist gut ausgerüstet mit Stufen, Seilen, Leitern. Der obere Teil ist spannend, gut und gerne eine T4. Wir brauchten immer wieder unsere Hände. Ein letztes Kraxeln und wir erreichten über den letzten Grat um 15:20Uhr zufrieden „unsere“ Dossenhütte (2663m). Das Bauteam des SAC Oberaargau empfängt uns gleich mit einer neuen Aufgabe. Wir „dürfen“ zum Empfang alle schweren Holztüren und Rahmen in den Neubau hoch tragen. Der Helikopter hatte diese am Vortag auf Paletten vor der Hütte abgesetzt – auch dies ist eine Art des Muskel-Stretchings! Paul aus dem Bauteam wird uns morgen begleiten, somit ist unsere 9er-Gruppe komplett! Wir geniessen den wunderschönen sonnigen Vorabend und anschliessend das Nachtessen in der Hütte. Trotz Baustelle und voll belegter Hütte ist es recht gemütlich. Nach kurzer Nacht sassen wir um 3:30Uhr beim Morgenessen, gedanklich alle schon im Aufsteig. Abmarsch 4Uhr, in 3er Seilschaften. Wir steigen in südwestlicher Richtung in leichter Blockkletterei den Dossengrat empor. Die wenigen, heikleren Stellen sind gut mit Drahtseilen gesichert. In unserem Rücken kündigt sich langsam der neue Tag an. Die dunkle, messerscharfe Horizontlinie zeichnet sich im ersten Rot des sich zurückziehenden Nachthimmels klar ab. Ein wundervoller Spätsommertag erwartet uns. Die Luft kühl und morgendlich frisch. In der Morgendämmerung erreichen wir den Dossensattel (3032m), umgehen den Dossen rechts. Wir gehen weiter bis auf das Firnfeld wo wir die Steigeisen anschnallen. In der NO-Flanke des Gletschers geht es nun hinunter in den ebenen Firn des Rosenlauigletschers. Im Abstieg mussten wir sicher treten auf dem Eis, querten einige schroffe Spalten und suchten uns dazu die noch tragenden Bücken. In einem langgezogenen Rechtsbogen gingen wir in Richtung Wellhornsattel. Zu unserer Rechten erleuchtet die aufgehende Sonne nun im wärmsten Orange das Wellhorn. Links von uns unberührte Gletscherschründe in türkis Eisfarben, ein majestätisches Farbenspiel unter dunkelblauem Himmelszelt. Plötzlich überschritten wir die Schattenlinie und die Sonne lachte hell in unsere Gesichter. Es wurde wunderbar warm, sofort stellten wir auf leichteres Tenue um. In einem weiteren Bogen steigen wir alle schnaufend den Firnhang empor, müssen dabei drei weitere Spalten ganz sachte übersteigen. Der Firn war weich und raubt uns Kraft. Endlich erreichten wir den Wellhornsattel (3196m) der eigentlich den NO-Grat zum Mittelhorn begründet. Wir benötigten alle eine Pause und Verpflegung. Auf dem Wellhornsattel blies uns ein eisiger Wind ins Gesicht. Nicht gerade gemütlich, aber wir brauchten die Pause. Die Tour wird lang! Wir betraten nun den Hengsterengletscher querten wieder abwärts dem linken Gletscherhang entlang. In der langen Firnmulde ging es in südwestlicher Richtung aufwärts. Vor uns das Wetterhorn! Wow! Im Gipfelgrat konnten wir schon zwei Seilschaften erkennen, die von der Glecksteinhütte her aufgestiegen waren. Endlich erreichten wir schnaufend den Wettersattel (3508m). Herrlich die Aussicht. Marianne und Hansruedi beschlossen hier auf uns zu warten. Der Schlussaufstieg zum Gipfel erfolgte über die Südflanke. Der Firn im Gipfelgrat war weich und kostete Kraft. Der Grat wird zusehends schmaler und steiler, wir mussten kurz mal verschnaufen. Von oben stiegen die ersten Seilschaften schon wieder ab und es kommt zu Kreuzungsmanövern. Hochbetrieb am Grat! Wir erreichten die Schlüsselstelle, ein nasser Felsblock mit wenig Griffmöglichkeit. Von oben stieg eine grosse, etwas ungeübte Gruppe über den Block ab. Alle wollten an der Stange sichern. Es kam zum Stau, wurde auch etwas nervig. Wir stiegen weiter. Walter entschied sich nach dem Gegenverkehr-Gewirr ebenfalls nicht weiter zu steigen. Wir suchten für ihn einen sicheren Platz und warten auf unsere vier ersten Gipfelstürmer. Um 10Uhr erreichten Leander, Christine, Jörg und Paul den Gipfel des Wetterhorns (3692m). Der Gipfel bot eine fantastische Aussicht auf Eiger, Mönch, Schreckhorn, einfach auf Alles was das Berner Oberland zu bieten hat. Das Wetter einmalig, die Sicht so klar. Die vier Gipfelstürmer nahmen im Abstieg Walter unter ihre Fitiche, so dass nun auch noch Hans und Susanna im Eilzugtempo den Gipfel stürmen konnten. Die Gipfelwächte empfing uns schöner als auf jedem Kalenderbild! Der Gipfel gehörte einfach uns! Ein überwältigendes Erlebnis!
Gemeinsam stiegen wir dann vom Wetterjoch auf der Aufstiegsroute ab. Vom Dossensattel ging es noch über den Dossenfirn und um15:30Uhr erreichten wir überglücklich die Hütte. Die Tour war lang, konditionell anspruchsvoll, durch die Gegenanstiege auf den Gletschern. Schade dass nicht alle den Gipfel erreicht haben! Trotzdem, die Stimmung war einfach super toll. Um 16Uhr steigen wir nach Rosenlaui ab. Mit etwas weichen Knien (2364m Abstieg), aber vollen Herzen machten wir uns nach einem so erfüllten Wochenende zufrieden auf den Heimweg. Paul und Leander blieben noch in der Hütte um in den nächsten Tagen Fronarbeit am Neubau zu leisten. Für die sichere Führung danken wir Leander herzlich!
(Hans Gfeller)
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