In den südlichen Wallisertälern herrscht oft ein anderes Mikroklima als in der übrigen Schweiz. Diese Tatsache musste sich vor Augen halten, wer am frühen Morgen des 7. Aprils nach dem Läuten des Weckers im Bernbiet einen Blick nach …weiterlesen
In den südlichen Wallisertälern herrscht oft ein anderes Mikroklima als in der übrigen Schweiz. Diese Tatsache musste sich vor Augen halten, wer am frühen Morgen des 7. Aprils nach dem Läuten des Weckers im Bernbiet einen Blick nach draussen wagte; es regnete in Strömen. Also bestiegen Hans Künzli, der Tourenleiter, und ich pünktlich um 07.07 Uhr in Bern den Zug ins Wallis. Innerhalb weniger als zwei Stunden stiegen wir in Saas Fee aus dem Bus. Tatsächlich: Das Wetter war zwar nicht prächtig schön, aber akzeptabel aufgehellt. Nach der Bergfahrt zur Station Mittelallalin auf fast 3500 m.ü.M. und obligatorischem Kaffeehalt, montierten wir die Felle und zogen gemütlich unsere Spur Richtung Allalinhorn. Das Wetter hielt sich gut und die Viertausender reihum konnten alle bestaunt werden. Kurz nachdem wir den Gipfel des Allalinhorn erreicht hatten, verschlechterte sich das Wetter rasch und Nebel zog auf. Die Abfahrt zum Drehrestaurant Mittelallain erfolgte mehr tastend als sehend. Mit der Metroalpin ging es runter bis Felskinn, wo wir wieder die Felle montierten. In gemütlichem Tempo traversierten wir zur voll belegten Britanniahütte.
Für den Sonntag, 8. April war eigentlich besseres Wetter angesagt. Die Aufhellungen liessen aber auf sich warten. So starteten wir erst eine Stunde später als geplant zur Tour auf das Strahlhorn. Im Windschatten des Hinter Allalin montierten wir die Felle und zogen kurz darauf unsere Spur über den frisch verschneiten Allalingletscher bergwärts. Ein kräftiger Wind, durchsetzt mit Eis- und Schneekristallen, wehte vom Allalinpass und Adlerpass herunter und erwischte uns frontal von vorne. Gegend den Wind stemmend, aber immer den Gipfel des Strahlhorns vor Augen, kämpften wir uns neu spurend vorwärts. Der Wind wirkte wie Schmirgelpapier und die Schneekristalle setzten sich überall fest, am Bart, an den Haaren und sogar an den Wimpern. Auf Höhe des Adlerpasses auf 3800 m.ü.M. verschlechterte sich das Wetter zunehmend. Zum Starkwind hinzu kamen immer dichter werdende Nebelschwaden. Als diese so dicht wurden, dass man auf der eisigen Flanke des Strahlhorns keine 3 Meter weit sah, entschlossen wir uns zur Umkehr. Es folgte eine Abfahrt bei anfangs mittelmässiger bis schlechter Sicht, aber durch herrlichen und noch jungfräulich unverspurten Pulverschnee. Die einzige Seilschaft, welche unseren Spuren noch folgte – am Anfang waren es ganze Karawanen – tat es uns gleich und kehrte ebenfalls um. Es warteten Kaffee und Kuchen in der Britanniahütte auf uns.
Obwohl wir den Gipfel nicht erreichten und sich das Wetter nicht von seiner besten Seite zeigte, erlebten wir zwei spannende und abwechslungsreiche Touren. Besten Dank dem Tourenleiter Hans Künzli, welcher seine Sache sehr gut machte. Schade, dass sich nicht mehr Oberaargauer zu einer Teilnahme motivieren liessen.
Samuel Reusser
Bilder: Samuel Reusser und Hans Künzli
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