Wir 12 gondelten die ersten Höhenmeter hoch nach Gimmelwald (1363m). Der Ausschilderung folgend starteten wir vorbei an den schmucken Bauernhäusern hinunter zum Pkt. 1272m, rechts über die Brücke der Sefinen-Lütschine und in den Busenwald. Der gäche Einstieg bleibt für die nächsten 502 Höhenmeter so, ein „sehr gestreckter“ Zick-Zack Pfad windet sich nach oben. Im Wald schattig, kühl und hin und wieder ein Blick ins Tal und auf das verhangene Schilthorn, das Bründli und die Sefinenfurrga gegenüber, Erinnerungen an frühere Touren werden wach. Mit dem Austritt aus dem Busenwald auf 1742m wird der Blick frei für das Panaroma mit dem Gspaltenhorn, dem Breithorn und der Rückenpartie der „Berner Riesen“. Unsere Route führt vom Pkt 1772m, von da der weissen Markierung folgend zur Busenalp (keine Bewirtung). Vreni kennt die Alp aus vielen privaten Aufenthalten sehr gut, wir staunen, dass der ganze Viehbestand über den steilen Wanderweg im Frühling hinauf und im Herbst wieder hinunter geführt wird. Die „Sennerin“ Eva gibt uns einen Einblick in ihren Aufgabenbereich rund um die 61 Tiere die hier sömmern (inkl. 16 schwere Angusrinder), die Lage ist phantastisch, der Job weit weniger romantisch als besungen. Hoffen wir, dass es zukünftig noch genügende Personen gibt, die sich diese anspruchsvolle Aufgabe zumuten. Die Rinder sind sehr an unseren Rucksäcken und vor allem an den Duft der Sonnenlotionen interessiert, unsere Einsprachen ignorieren sie. Nach kurzer Pause wandern wir weiter, über den Gsodbeden-Busen zurück zum Hauptweg. Jedoch nur kurz, Margrit und Vreni führen uns zum Tanzbödeli 2129m nicht wegen der Polka sondern der spektakulären Aussicht und der zu erwartenden Alpenflora wegen. Die knapp 200 Höhenmeter sind rasch geschafft, die Panoramasicht ist kaum zu überbieten. Ein idealer Platz für die ausgiebige Mittagspause. Der Abstieg auf der Aufstiegsspur verlangt im Schiefergeröll erhöhte Konzentration. Wieder auf dem Hauptweg erscheint das Hotel Obersteinberg bereits wenig später am Horizont. Der Hang im Oberen Boden ist rasch gequert, nochmals die geforderten Füsse im Bach erfrischen. Allgemeines Ziel die Terrasse des Hotels Obersteinberg 1778m zum Laben der ausgetrockneten Kehlen. Die Obstkuchenstücke sind so gross wie die Aussicht schön, der Schlagrahm ist nicht kalorienarm und kann im Aroma seine Herkunft nicht verleugnen, ein wahrer Genuss. Das Hotel ist ein Phänomen, wo sich die Wellness-tempel unten im Tal überbieten, herrscht hier oben die Einfachheit – kein elektrisches Licht, in den Zimmern kein fliessendes oder warmes, aber Waschschüsseln und Cuvetten mit kaltem Wasser – und trotzdem alle Zimmer und Schlafplätze sind belegt. Die Engländer und Amerikaner gehen „crazy“. Das Nachtessen bei Kerzenlicht mundet offensichtlich. Draussen leeren Regen- und Hagelschauer die tiefhängenden Wolken.
07:30 ausgiebig Zmorge, um 08:30 Abmarsch. Ein gut begehbarer Weg führt zum Oberhoresee 2065m unserem Tagesziel. Die Männer werden hinter einem Berg gesandt, die Frauen „springen“ ins eisige Wasser. Vom Gspaltenhorn springen Basejumber und lassen sich von ihren Fallschirmen auf die Matte neben dem See tragen. Sie werden, nach Anruf, von einem Hubschrauber geholt und zum neuen Absprungziel: dem Wetterhorn getragen. Das weidende Vieh flüchtet die Hänge hinauf ob des Hubschrauberlärms. Die Moderne bringt eben unterschiedliche und unterschiedlich sinnvolle Geschäftsmodelle. Wir beginnen um 11:00 unseren langen Abstieg nach Stechelberg mit der Umrundung des Oberhore. In steilen Stufen und umgeben von vielen raren Spezies der Alpenflora hinunter zum Pkt 1901m dem Aufstiegsweg. Rechts bei Schäfläger 1800m stürzt der Weg spektakulär in engen Serpentinen hinunter ins Wildi Egg 1520m. Nochmals eine kurze Rast, zum Dessert selbstgepflückte Heidelbeeren. Herabgestürzte Felsbrocken, mittlerweilen von Bäumen und Sträuchern überwachsen, bilden ein verwunschenes Szenario. Von allen Ritzen strömt Wasser, das Rauschen erfüllt das ganze Tal. Ein paar Regen-Tropfen verkürzen unsere Rast. Weiter über den Schürboden 1377m, mit einem hochwillkommenen Brunnen – noch ein kurzer Aufstieg, dann beginnt der lange Marsch durchs hintere Lauterbrunnental zum Hotel Stechelberg. Die vielen roten Felsbrocken unterwegs zeugen davon, dass hier früher Erz gewonnen wurde. Um 15:30 sitzen wir im Garten und schauen zurück auf eine anspruchsvolle und anregende Tour, die Margrit für uns vorbereitet und geleitet hat, unterstützt von Vreni’s Lokalkenntnissen die uns viel Verstecktes erschlossen haben.
Käthi bedankt sich im Namen der Teilnehmer, die mit einem herzlichen Applaus einstimmen und ein Dakapo in den nächsten Jahren jetzt schon „fordern“.
Routendaten:
Tag 1: Strecke 8.8KM, Aufstieg 1025 m / Abstieg 604 m, 4 1/2h
Tag 2: Strecke 10.9KM Aufstieg 298 m / Abstieg 1172m , 4 1/2h
Teilnehmer: Martha Blum, Dodo Burri, Margrit Gasser, Vreni Gehriger, Urs Grolimund, Vreni Kamber, Sibylle Lanz, Rita Mengisen, Bruno Meyer, Kathrin Schäfer, Bernd Stapf, Brigitte Wild
Text: Bernd Stapf
Bilder: Sibylle Lanz , Bernd Stapf