Die vorgesehene Skitourenwoche im Valle Po fand dieses Jahr zum zweiten Mal nicht dort statt: Schneemangel im Zielgebiet forderte ein Umdisponieren. Im bewährten Hotel Bernina in Livigno (siehe Tourenbericht von März 2018) fanden wir Unterschlupf.
Am ersten Morgen präsentierte sich das Wetter eher ungemütlich. Wenn das Wetter in den Bergen schnell wechselt, sollte man bei schlechtem Wetter starten, dann scheint auf dem Gipfel die Sonne. So war es auch an diesem Tag. Noch bevor wir den Gipfel des 3029 m hohen Monte Garone auf der Grenze zu Schweiz erreichten, wurde es warm und der Schnee bereits ein bisschen klebrig. Oben Sonne pur. Die Abfahrt reiner Genuss von oben bis unten.
Der zweite Tag wieder trüb. Was machen? Wir starten zu einer Tour auf den Monte di Foscagno. Nach ca. 700 Höhenmeter Aufstieg vergeht uns die Freude. Die Sicht wird immer schlechter und waagrecht daherfliegende Eispartikel vergällen uns den Genuss. Die Abfahrt wird zum Blindflug mit Ziellandung. Wir trösten uns mit Restaurantbesuch auf dem Passo die Eira.
In der Nacht schneit es intensiv. Am Morgen liegen im Talgebiet ca. 20 cm Neuschnee, in der Höhe zunehmend. Das Wetter ist aber immer noch nicht wirklich schön, die Lawinengefahr erheblich. Wir beschliessen, die sanften Hänge des Monte Rocca 2810 m zu befahren. Den Gipfelaufschwung lassen wir aufgrund des garstigen Wetters aber bleiben. Sie Sîcht bei der Abfahrt ist akzeptabel und durch den vielen weichen Neuschnee fährt es wie auf Watte. Toll! Abschluss der Tour im Restaurant La Pernice mit Pizza, Bier und Rotwein. Der Coronavirus wird langsam auch bei uns zum Thema.
Am vierten Tag scheint die Sonne, aber die Lawinengefahr ist immer noch erheblich. Bei der gestrigen Tour habe ich festgestellt, dass östlich vom Zwischengipfel Le Piazze auch sanft geneigte, wellige Hänge auf eine Befahrung warten. Wir steigen darum wieder in Richtung Monte Rocca auf (von uns am Vortag alles schön gespurt), fahren dann östlich ab und steigen noch einmal auf zur Punta Lago Nero 2676m. First lines im Aufstieg und in der Abfahrt, dazu Kaiserwetter machen den Genuss komplett. Es folgen Pizza, Wein und Bier im La Pernice. Zur Krönung dieses Wundertages steigen wir noch vom Passo die Eira auf den Monte Crapene 2430m auf und fahren, zuerst über offene Hänge, dann durch den Wald bis nach Livigno ab. Das Coronavirus steigert seinen Stellenwert in den abendlichen Diskussionen.
Am fünften Tag herrscht wieder Hundewetter, aber gemäss Wetterbericht soll es im Verlauf des Tages aufhellen. Wir beschliessen etwas später zu starten. Als sich plötzlich die Sonne zeigt, kommt Hektik auf. Wir starten, um den Monte della Neve 2785m von seiner Ostseite her zu besteigen. Die Freude am schönen Wetter hält allerdings nur kurz; statt besser wird es schlechter. Miseralbe Sicht begleitet uns im Aufstieg wie auf der Abfahrt, welche sich einmal mehr als Blindflug gestaltet. Wir trösten uns wiederum in unserer neuen Stammbeiz La Pernice bei Pizza, Wein und Bier. Die Diskussionen um Coronavirus intensivieren sich deutlich. Das Virus wird zum beherrschenden Thema.
Sechster Tag, Kaiserwetter: Befürchtungen, es könnte plötzlich Einreisebeschränkungen geben, lassen uns die Zelte in Livigno einen Tag früher als geplant abbrechen. Das mittlerweile halbleere Hotel zeigt sich kulant. So fahren wir durch den Tunner Mont la Schera zurück passieren problemlos die Schweizergrenze. Hinter dem Ofenpass steigen wir auf die Skis und folgen der vorhandenen Spur durch knietiefen Neuschnee (danke der Alpinschule Bergfalke für das Spuren) auf den Piz Daint 2967 m. Leider macht das Wetter wieder zu, und so beschliessen wir, auf den letzten, vereisten Gipfelaufschwung zu verzichten. Abfahrt durch viel Neuschnee. Anschliessend Heimfahrt.
Fazit der Tourenwoche: Flexible Planung notwendig, wettermässig durchzogen, schneemässig toll, gutgelaunte Truppe, pizzamässig hervorragend, alles in allem tutto bene!
Text und Bild: Samuel
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