Unten grau und kalt, oben blau und mild. Seit 14 Tagen führt diese Wetterlage zu Deckelischnee in den besonnten Expositionen. Da die zwei Hauptbedingungen für eine Sonnenscheintour “Sonnenschein” und “Pulverschnee” lauten, sah ich mich bei der Tourenwahl mit einem Zielkonflikt konfrontiert. Schliesslich obsiegte die Bedingung Pulverschnee.
Der Blüemberg liegt in der Bergkette zwischen dem Muotha- und dem Schächental. Bei der Anfahrt lassen wir die deprimierende Nebeldecke kurz vor Riemenstalden hinter uns. Chäppeliberg am Ende der geräumten Strasse ist ein Schattloch, dafür liegen Unmengen Schnee. Das Bähnli bringt uns in drei Fahrten kräfteschonend zur Alp Gitschen. Auf der gegenüberliegenden Talseite leuchten Klingenstock und Hängst im flachen Sonnenlicht. Vorbei an der noch geschlossenen Lidernenhütte und dem Schmalstöckli steigen wir im Schatten zum Schnüerstock auf. Schon von weit her sehen wir einen sonnenbeschienenen Hubel – der ideale Ort, um eine Pause einzulegen.
Nach dem Boxenstopp tauchen wir in den Schattenwurf von Chaiserstock und Kronenstock ein. Die Spur quert steile Hänge. Gut sind wir bei sicheren Lawinenverhältnissen unterwegs. Der Aufstieg zum Blüemberg verzögert sich etwas, da wir mit viel Outdoor Imporvisationskunst ein streikendes Klebfell dazu überreden müssen, doch noch bis zum Beginn der Tragestrecke seinen Dienst zu tun. Auf dem letzten Abschnitt zum Gipfel, nun wieder an der Sonne, müssen die Skier aufgebunden werden. Ein Drahtseil erleichtert das Hochsteigen über die zum Teil vereiste Felsstufe.
Am Gipfel ist es nahezu windstill. Die elf Teilnehmenden geniessen die wärmenden Sonnenstrahlen am zweitkürzesten Tag des Jahres. Im oberen Teil der steilen Abfahrt ist wenig Pulverschnee zu finden. Weicher Windharst dominiert. Westlich vorbei am Achslenstock kurven wir über die Nordhänge runter. Unterhalb von 1900 m kommen wir in den Genuss von noch unverfahrenen Pulverhängen. Da lacht das Herz. Nur zu schnell ist der Spass vorbei. Bei Suterlis Hütte kleben wir die Felle wieder auf die Skier und bringen die restlichen Höhenmeter bis zur Höchi, dem Pässli zwischen Muotha- und Riemenstaldental hinter uns. Sogar das widerspenstige Fell zeigt sich dank einer guten Portion Körperwärme während der Abfahrt wieder klebefreudig.
Die Schlussabfahrt über die zerpflügten und pickelharten Südhänge der Klingenstockkette bringt uns zurück zum Ausgangspunkt Chäppeliberg. Der Blick geht gegen Westen und nur zu gut sieht man die Vorboten der aufziehenden Weihnachtswarmfront, welche dem Pulverschnee zusetzen wird.
Mit Erstaunen stellen wir fest, dass im Riemenstaldental eine Wirtschaftskrise herrscht. Alle angeschriebenen Häuser in Riemenstalden und in Sisikon sind geschlossen. Linderung für die unterhopften Körper finden wir schliesslich in einer Beiz an der Seepromenade von Brunnen.
Teilnehmende: Ruth, Monique, Martin, Peter, René, Fred, Samuel, Armin, Thömu, Nicolas, Jürg
Text: Jürg
Fotos: Samuel, Martin, Jürg
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