Statt der Top 25 Gipfel Dammastock, den wir vor 14 Tagen mit den Skieren erfolgreich besteigen konnten, steht für dieses Wochenende der Tiefenstock auf dem Programm.
Den Anreisetag Freitag nutzen wir, um uns im Gratklettern zu ü …weiterlesen
Statt der Top 25 Gipfel Dammastock, den wir vor 14 Tagen mit den Skieren erfolgreich besteigen konnten, steht für dieses Wochenende der Tiefenstock auf dem Programm.
Den Anreisetag Freitag nutzen wir, um uns im Gratklettern zu üben. Dafür bietet sich das östlich des Gross Bielenhorn liegende Strahlengrätli an. Ein kurzer Zustieg vom Parkplatz Tätsch und der Schwierigkeitsgrad 2b-3a sind ideal um vom sonnigsten Tag der Woche zu profitieren. Klettern mit Bergschuhen ist etwas gewohnungsbedürftig, sind die Oberaargauer doch im Jura meinstens in den Kletterfinken am Fels unterwegs. Das Grätli ist perfekt ausgerüstet. Wo nötig glänzen Bohrhaken und lassen unbeschwertes Klettern zu. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nutzen wir die Abseilstelle beim roten Stein und kürzen so die Kletterei ab. So können wir auf der Hüttenterrasse noch das wohlverdiente Bier geniessen bevor das Abendessen aufgetischt wird. Die Albert-Heim Hütte würde in den Jahren 2018-2019 saniert. Sie kommt im Innenausbau sehr schmuck daher – da sind wir uns alle einig, vor allem jene, welche die alte finstere Hütte aus eigener Erfahrung kennen.
Der Sonnenaufgang am Samstag zaubert einen Farbenspektakel an den Himmel. Als Tourenleiter erinnere ich mich an die alte Bauernregel “Wenn das Morgenrot über den Zenit reicht regnet es vor dem Abend”. Nach Wetterbericht zieht in den Abendstunden eine Regenfront auf, aber bis diese eintrifft dürften wir längstens auf der Heimfahrt sein. Kurz vor sechs verlassen wir die Hütte mit Ziel Tiefenstock. Der Tiefengletscher bietet meditatives Steigeisenlaufen. Keine Spalten weit und breit nur Millionen von Gletscherflöhen tummeln sich auf der Schneeoberfläche. Zum Glück hat es über Nacht gut abgestrahlt, so dass wir mit den Steigeisen ideale Bedingungen für den Aufstieg vorfinden. Der Aufstieg zum Tiefensattel wurde vor einigen Jahren mit einem Klettersteig mit grossen Eisenklammern aufgerüstet. Das Überwinden des Bergschrundes ist etwas abenteuerlich. Durch einen Spalt zwischen Firnlippe und Feldwand sind die untersten Sprossen der “Himmelsleiter” erreichbar. Da sich eine Gruppe vor uns befindet lassen wir uns etwas zurückfallen, um Steinschlag aus dem oberen brüchigen Teil des Couloirs auszuweichen. Vom Tiefensattel klettern wir über kurze Felspassagen und viele Schneefelder mit Tritschnee dem Gipfel entgegen. Die Aussicht vom Gipfel ist beeindruckend. Nach Nordwesten das grosse Nährbecken des Rhonegletschers und nach Osten der steile Abbruch ins Göschenertal runter. Die Gpipfelrast fällt kurz aus, da sich im Westen schwere Wolken ankünden.
Im Absteig zum Tiefensattel sinken wir im ehemaligen Trittschnee immer wieder bis zu den Knien ein. Der Abstieg über die Schroffen und den Klettersteig braucht auch wieder etwas Zeit und so sind wir echt erstaunt, dass als wir am Wandfuss ankommen die ersten Regentropfen fallen. Die Front erreicht uns gut vier Stunden früher als vorausgesagt und die Bauernregel bewahrheitet sich einmal mehr. Der Rückweg über den Tiefengletscher im tiefen Matsch ist kräftezehrend. Ein paar Schritte trägt der Schnee, dann versinken wir der Reihe nach wieder bis zu den Knien im Schnee. Erich bricht mit seinem rechten Bein so tief ein, dass er unsere Grabhilfe braucht um wieder freizukommen.
Der leichte Regen bleibt unser Begleiter, bis wir im Tätsch die Fahrzeuge besteigen. Trotz den abschliessenden Regentropfen eine lohnende Tour, die jederzeit wieder ins Tourenprogramm gehört.
Teilnehmer: Erich, Heidi, Gerda, Valentin, Martin und Guggi
⇐