Erster Tag der Tour, Donnerstag:
Schon bei der Fahrt mit dem Zug aus dem Oberaargau nach Bern war das Hauptziel unserer Tour, der höchste Berner, sehr schön zu erkennen.
Doch dieses Ziel mussten wir uns zuerst noch erkämpfen. Die ersten Höhenmeter mit Bahnunterstützung aufs Jungfraujoch waren recht einfach zu machen. Ohne die üblichen Mengen an ausländischen Touristen auf dem Joch starten wir kurz nach 10 Uhr zu sechst unter der Führung von Jürg in Richtung Mönchsjoch. Das erste Stück waren wir noch begleitet von anderen Tourengruppen, doch schon bald waren wir alleine auf der Abfahrt über das Ewigschneefeld. Nach der Abfahrt stiegen wir dann zügig gegen den Trugberg auf. Ab dem Skidepot mit Steigeisen an den Füssen, nahmen wir die letzten Meter gegen den Wintergipfel des Trugbergs in Angriff, dabei wurden wir begleitet von extremen Windböen. Einige dachten da wohl bereits, warum wir uns das antun. Vom Gipfel aus konnten wir schon unser Ziel und die Route vom nächsten Tag, das Fiescherhorn, genau studieren.
Eine wunderschöne Abfahrt in Richtung Konkordiaplatz entschädigte uns für den kalten und windigen Gipfel. Die Hütte musste - wir ihr alle sicherlich wisst - zuerst noch über die schier endlosen Treppenstufen erkämpft werden. Beim Bier auf der Terrasse und dem Blick in die herrliche Bergwelt liessen wir den gelungenen ersten Tag Revue passieren.
Tag zwei, Freitag:
Bei klirrender Kälte und blauem Himmel ging es langsam aber stetig der Sonne entgegen. Der Weg über den Gletscher hoch kam uns extrem lange vor. Bei einigen von uns wurden die Finger und Zehen nicht richtig warm. Nach einer kurzen Pause schnallten wir, für den Aufstieg auf den Fieschersattel, die Skis auf den Rucksack. Unter Einsatz von Steigeisen und Pickel bezwangen wir die letzten steilen 150 Höhenmeter. Nach einem kurzen Verschnaufen, gab es dann, als Vorbereitung auf den nächsten Tag, eine Lektion Blockklettern und Gehen am kurzen Seil am Fusse des grossen Fiescherhorn. Den richtigen Einstieg haben wir nicht gefunden und deshalb wendeten wir uns dem Hinteren Fiescherhorn zu, denn das überragt die 4000er Marke ja auch um zwei Dutzend Meter.
Es hiess also nochmals anfellen, um den Aufstieg aufs Hintere Fiescherhorn unter die Ski zu nehmen. Für die letzten Meter mussten wieder die Steigeisen an die Füsse - damit hatten wir ja jetzt beste Erfahrung. Alle waren glücklich und voller Vorfreude auf die bevorstehende Abfahrt. Jeder der 1000 Höhenmeter über den Fiescherfirn hinunter zur Finsteraarhornhütte war ein vollkommener Genuss. Da störte es auch nicht, dass für die letzten Meter zur Hütte die Felle wieder an die Ski mussten.
Dach dem dringend benötigten Flüssigkeitsausgleich und dem Nachtessen, warteten alle gespannt auf den Wetterbericht für den nächsten Tag, die Königsetappe unserer Tour. Denn für den Samstag meldete der Wetterbericht „Kaltfront vom Atlantik mit Südwestwind“. Über Nacht sollte die Kaltfront die Schweiz überqueren mit Böen bis 90 km/h und Flocken bis in tiefe Lagen. Für den Samstag wurden Temperaturen auf 3000m von rund -7 Grad und Wind von 40-60 kmh vorhergesagt. Wir waren alle gespannt wie das werden würde.
Guggi teilte uns dann seinen Plan mit, den er wahrscheinlich schon die ganze Zeit im Kopf hatte. Spät aufstehen, dann losmarschieren und je nach Verhältnissen auf dem Hugisattel weiter aufs Finsteraarhorn oder wieder zurück zur Hütte abfahren. Als zweiten Punkt im Schlachtplan von Guggi war noch vorgesehen, nach absolvierter Gipfelbesteigung das Apéro bei Sonnenschein auf der Terasse einzunehmen. Für alle die nicht schon in den Fotos gestöbert haben, sei hier noch nicht verraten wie dieser Plan aufging.
Tag drei, Samstag:
Alle waren schon so früh wach, dass wir das Frühstück über eine halbe Stunde früher als geplant einnahmen, so voller Tatendrang waren wir alle. Der Blick aus dem Fenster lies die Erwartungen steigen, dass der Plan von Guggi aufgehen könnte. Die Wolken waren sich schon am lichten als wir die Packungen erstellten. Doch genau zum Zeitpunkt als wir vor der Hütte bereit waren, drehte der Wind gewaltig auf. Aber davon liessen wir uns nicht abhalten und wir brachen trotzdem auf. Immer steil aufwärts ging es in Richtung Hugisattel. Unterbrochen durch eine kurze Tragepassage erreichten wir (jedenfalls der Autor des Berichts) ziemlich kurzatmig den Hugisattel. Zeit zum lange verschnaufen hatten wir nicht, denn der Wind blies immer noch ziemlich kräftig aus Südwest und auch die Temperaturen waren wenig geeignet um die wunderbare Aussicht zu geniessen. Doch das Wetter und die Verhältnisse liessen uns den Aufstieg anpacken.
In zwei Seilschaften (unter Leitung von Samuel und Christa) kletterten wir in Richtung Gipfel. Nach dem Einstieg über ziemlich loses Gestein wurde es immer besser. Da auch nicht viele Seilschaften unterwegs waren, kamen wir sehr gut voran und erreichten - wie im Plan von Guggi vorgesehen den Gipfel. Der Wind hatte in der Zwischenzeit etwas nachgelassen oder vielleicht meinten wir es nur, weil wir alle Stolz waren, unseren Beitrag zum «TOP 25» des SAC Oberaargau beigetragen zu haben. Nach dem Abstieg bis zum Hugisattel wussten wir, dass der zweite Höhepunkt des Tages bevor nun stand. Die Abfahrt durch den in der Nacht gefallenen Pulverschnee - zwar teilweise schon etwas windgepresst - aber das schmälerte die Abfahrt in keiner Weise. Alle erreichten mit einem breiten Grinsen die Hütte und sogar der zweite Teil von Guggis Plan konnte umgesetzt werden - Apéro auf der Terrasse.
Nach dem Nachtessen und dem einen oder anderen Bier, liessen wir beim Kartenspiel die Zeit verstreichen. Obwohl wir wussten, dass uns in der Nacht noch eine Stunde genommen wird (Zeitumstellung), waren wir die letzten die den Aufenthaltsraum in Richtung Bett verliessen.
Tag vier, Sonntag:
Schon beim Start vor der Hütte zeichnete sich ein grandioser Tag ab. Sämtliche Gipfel begannen sich mit der aufsteigenden Sonne in wunderbare Farben zu hüllen. Wir fuhren über den Fieschergletscher zuerst rund 400m ab, bevor wir die beiden vor uns gestarteten Gruppen überholend, das Galmihorn erreichten. Bei grandioser Fernsicht und vor allem mit Blick auf das von dieser Position aus mächtige Finsteraarhorn, genossen wir die wärmenden Sonnenstrahlen. Weil wir wussten, dass die 2200 Höhenmeter durchs Bächlital hinunter in Richtung Reckingen nochmals ein Genuss werden würden und gleichzeitig die Sonne auch noch für zusätzliche Wärme sorgen wird, packten wir die meisten wärmenden Kleider in den Rucksack. Auch diese Abfahrt konnten wir geniessen, obwohl der Schnee so kurz nach Mittag schon ziemlich aufgeweicht war.
Weil es in Rekingen keine offenen Terrassen gab, bei denen wir auf die grandiose Tour zusammen anstossen konnten und auch kein Pizzaservice in der Nähe war, der uns etwas hätte liefern können, traten wir den Heimweg an.
Durch einen stecken gebliebenen Zug auf der Strecke, mussten (oder durften ) wir ab Niederwald mit dem Postauto nach Brig fahren. Durch diese Planänderung nutzten wir die Zeit in Brig um auf die vier gemeinsamen Tage anzustossen.
Teilnehmer: Christa, Jürg, Samuel, Thomas, Adrian und André
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