Zum fünften Mal hintereinander hat Daniel Freudiger einen weiteren Abschnitt der Haute Route du Jura auf Skiern geplant. Vom diesjährigen Ausgangspunkt Le Pont auf 1‘000 m soll es während drei Tagen weitergehen bis zum Gipfel des La Dôle.
Samstag, 9 Uhr, in Le Pont. Hier ist offizieller Start. Die Gruppe ist nun vollständig, nachdem wir zu zweit am Vortag schon die Dent de Vaulion überschritten haben (das hatte Dänu im Vorjahr als letzte Etappe gemacht). Ein kurzer Fussmarsch dem Lac de Joux entlang, dann können wir die Skier anschnallen. In stetigem, aber angenehmen Anstieg geht’s in Richtung Haut du Mollendruz. Durch Wald und Weiden erreichen wir den nahezu kahlgefegten Bergrücken des Mont Tendre. Der Himmel ist stahlblau, die kräftige Bise haben wir zum Glück mehrheitlich im Rücken.
Nach 4 Stunden haben wir im Schutz einer Alphütte eine ausgiebige Rast verdient. Dann geht’s weiter, und über abgeblasene Passagen erreichen wir gegen 14 Uhr den höchsten Schweizer Juragipfel, den Mont Tendre, 1‘679 m. Wir freuen uns und bewundern das Superpanorama. Aber wir sind noch lange nicht am Ziel, eine erste Abfahrt erweist sich mit nordseitigem Hart- und dann Pulverschnee viel besser als erwartet. Es wird mehrmals an- und abgefellt und über den Grand Cunay erreichen wir kurz vor Sonnenuntergang unser Tagesziel, den Col du Marchairuz. Hier schätzen wir den Hotelkomfort und das feine Nachtessen. Wir lassen den strengen, aber wunderschönen Tag Revue passieren und besprechen die möglichen Varianten für den nächsten Tag.
Nach dem Frühstück starten wir gleich hinter dem Hotel durch den Wald. Wir folgen zuerst dem Gratrücken, um nach kurzer Zeit etwas nordwestlich abzufahren. Mit Auf und Ab geht’s weiter, zum Teil parallel zu einer Loipe, die wir aber bald wieder verlassen. Nach einer leichten Abfahrt wird erneut angefellt, das werden wir heute noch ein paar mal machen. Nach der Alp La Neuve können wir abfahren, zuerst sanft, weiter unten dann durch einen wunderschönen Hang mit federleichtem Pulverschnee. Heute sind wir überhaupt meist auf der nordwestlichen Seite des Höhenzugs unterwegs. Es fehlt der Panoramablick von gestern zu den Alpen, dafür geniessen wir die verträumten Wälder und Weiden und die Aussicht geht hinüber zu den endlosen Wäldern die schon in Frankreich liegen. Ein Wildschongebiet mit Weggebot zwingt uns für etwa 2 Kilometer einer Loipe zu folgen. An dieser liegt auch die Alp Les Pralets mit Bewirtung am Wochenende. Gut für uns, die trockene Luft und der Sonnenschein haben uns durstig gemacht. Später sind wir wieder abseits von Wegen und Zivilisation unterwegs, Natur pur mit Lappland-Feeling. Ein letzter Aufstieg von etwa 100 Höhenmetern führt uns zur Cabanne Rochefort CAS. Es ist halb vier, und die beiden aufgestellten Hüttenwartinnen wollen nächstens ihren Wochenenddienst beenden. Vor dem Weggehen nehmen sie sich noch ausgiebig Zeit, uns in das notwendige für den Hüttenaufenthalt einzuweihen.
Die Hütte ist einfach, aber sehr gemütlich; mit uns ist nur noch eine Fünfergruppe aus Paris hier. Der Sonnenuntergang westlich vom La Dôle und der anschliessende Sternenhimmel sind einzigartig. Zusammen mit Küchengehilfe André zaubert Dänu das angekündigte Pilzrisotto auf unsere Teller. Wir erfahren, dass er jetzt auch Winzer ist und seinen eigenen Solothurner Wein mitgebracht hat. Wir haben so den direkten Vergleich mit dem Vin rouge vaudois von der Hütte. Auch Ursulas Kuchen findet Anklang, er hat die 35 km Skitour im Rucksack gut überstanden. Wir verkriechen uns dann bald in die Schlafsäcke, wir haben einen ganzen Raum für uns und genügend Platz.
Der Morgen bringt wieder eine zauberhafte Stimmung zum Sonnenaufgang. Unser letzter Tag startet mit einer Abfahrt fast bis nach St-Cergue hinunter. Wegen der Hangexposition finden wir alle Sorten von Schnee, nicht ganz einfach frühmorgens mit den noch steifen Muskeln. Wir überschreiten Bahnlinie und Strasse, und nach den letzten Häusern können wir anfellen. Zum Teil ziemlich steil geht’s hinauf zum Punkt La Barillette mit der grossen Antenne auf 1‘500 m. Unser Ziel ist jetzt markant näher gerückt. Zuerst müssen wir aber nochmals leicht abfahren zu einem Sattel. Dann geht’s durch einen steilen Südhang mit wenig Schnee zum Col de Porte. Von hier sind es nur noch etwa 100 hm, und nach gut dreieinhalb Stunden seit dem Start bei der Hütte erreichen wir unser letztes Ziel, den Gipfel des La Dôle, 1‘677 m. Gipfelruhe und Natur findet man hier nicht mehr; Skilifte führen nordseitig hinauf, und oben ist alles mit Technik und Antennen bestückt. Aber die Aussicht - über ein riesiges Nebelmeer vom Mittelland bis weit nach Savoyen, dahinter die ganze Alpenkette – ist einfach grossartig.
Wir verzichten auf die geplante Abfahrt durch den Westhang. Der ist stark abgeblasen und hat sehr wenig Schnee. Deshalb entscheiden wir uns für die zivilisierte Alternative. Die Skipisten sind in hervorragendem Zustand und ermöglichen uns so zum Abschluss eine genussvolle Abfahrt. Wir kurven hinunter in Richtung Col de la Givrine. Kurz vor der Haltestelle bleibt uns noch Zeit, in einer gemütlichen Alpwirtschaft an der Sonne ein letztes Mal zusammenzusitzen, bevor uns der Zug über Nyon nach Hause führt.
Drei wunderbare Tage gingen zu Ende. Wir bewegten uns in einer Landschaft, die uns den Alltag hat vergessen lassen, wir fühlten uns zeitweise wie auf einem anderen Planeten. Etliche Strecken kamen eher einer Skiwanderung denn einer Skitour gleich, trotzdem konnten wir einige schöne Abfahrten machen, meist nordseitig mit Pulverschnee. Aber die Tour war nicht zu unterschätzen, die ausgefüllten Tage haben uns ziemlich gefordert. Täglich kamen immerhin zwischen 600 und 1‘000 Höhenmeter Aufstieg zusammen, wir waren immer 5-7 Stunden unterwegs und legten gesamthaft über 50 km zurück.
Vielen Dank, Dänu, für deine umsichtige Vorbereitung und Durchführung der Tour und für dein Engagement unterwegs und in der Hütte. Wir hoffen, dass nächstes Jahr eine Fortsetzung in Frankreich möglich ist, und wir freuen uns jetzt schon.
Herzlichen Dank auch an Guggi, er hat etliche Zusatzkurven gemacht um das Tagesgeschehen mit Filmaufnahmen festzuhalten und zu Videos zusammenzufügen.
Brigitte, Heidi, Ursula, André, Dänu (TL), Jürg (Bilder/Videos), Martin (Bericht).
Videos:
Le Pont – Col du Marchairuz 22. Januar
Col du Marchairuz – Cab Rochefort 23. Januar
Cab Rochefort – La Dole – La Givrine 24. Januar
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