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Tag 1: Anreise, Aufstieg zum Refuge la Poutouille

Rund 15 Monate nach unserer Skidurchquerung dieser Jura-Etappe starten wir in Bellegarde, 30 km unterhalb von Genf, diesmal zur Wandertour in umgekehrter Richtung. Es wäre zu einfach, auf den damaligen Tourenbericht zu verweisen und in der Vorstellung einfach Schnee und Eis wegzulassen. Nein, uns erwartete in vieler Hinsicht eine „neue“ Tour mit anderen Perspektiven und Gegebenheiten.
Nach dem Ort Lancrans geht’s schon bald ziemlich steil zur Sache, die über 1‘400 hm bis zum ersten Etappenziel wollen verdient sein. Zuerst durch den Wald, weiter oben über offene Weiden erreichen wir den ersten Gipfel, den Crêt de la Goutte, 1‘621 m. Sonne und Hochnebelfetzen mit Bise haben sich abgewechselt. Dann hinunter zum Col du Sac, ab hier wieder mehrheitlich durch den Wald bis zu unserem ersten Nachtlager, dem Selbstversorger-Refuge La Poutouille, das wir gegen 18 Uhr erreichen. Etliche kleine Zelte (im Hüttenbereich erlaubt) stehen schon  da, drinnen erhebt nur 1 Wanderer auch Anspruch auf einen der 8 Schlafplätze, ein Glücksfall für uns, denn man kann hier nicht resevieren. Auch Dänu und Sabrina haben aber ihr Zelt dabei und ziehen es vor, auch draussen zu schlafen.
Zuerst aber ist Wasser filtern und Kochen angesagt, das berühmte Pilzrisotto findet auch diesmal Zuspruch, bevor wir uns dann irgendwann einmal in die Schlafsäcke verkriechen. Die erste, recht anstrengende Etappe garantiert auf jeden Fall einen guten Schlaf.

Tag 2: über Le Reculet zum Refuge de la Loge

Ein klarer Morgen bricht an, mit traumhaftem Sonnenaufgang und dem gesamten Alpenpanorama, dominiert vom Mont Blanc.
Nach dem Zmorge (Kaffee und Gipfeli sind im Urlaub, dafür gibt’s Doping-Porridge) starten wir zur nächsten Etappe, welche auch recht streng und vor allem lang sein wird. Durch das Réserve Naturelle du Haut Jura folgen wir den Markierungen des GTJ. Nach dem Pierre de la Lune geht’s über die allmählich baumlose Krete in stetem auf und ab zum zweithöchsten Juragipfel, Le Reculet, 1‘718 m. Auch diesen kennen wir vom Winter her, allerdings war‘s damals einsam. Jetzt sind wir überrascht, wie viele Leute unterwegs sind. Nicht wenige auch mit Zelt und Mätteli, aber auch auffallend viele Trailrunner. Wir fragen uns manchmal, was diese vom wunderbaren Panorama auf Genfersee und Alpen überhaupt mitbekommen. Die Wege sind nämlich oft ziemlich grob und erfordern Aufmerksamkeit. Der nächste Gipfel, den wir nach über 5 Std. erreichen ist jetzt mit 1‘720 m wirklich der höchste Juragipfel, der Crêt de la Neige. Er macht seinem Namen immer noch Ehre, denn in den tiefen Karstlöchern finden sich noch grosse Schneereste. Dann aber geht’s tendenziell doch wieder abwärts und der Nordflanke entlang durch einige steilere und rutschige Partien in Richtung des Refuge de la Loge, welches wir kurz nach 16 Uhr erreichen. Cathy und Franck heissen uns willkommen, wir kennen sie vom Winter her. Das schöne Wetter erlaubt es uns, draussen ein ausgiebiges Apero zu geniessen und dem bunten Treiben der ankommende Randonneurs, auch hier wieder viele mit Zelt, zuzuschauen. Später machen wir es uns drinnen gemütlich zum Znacht. Die anschliessende „Bettruhe“ ist leider etwas geprägt von stickiger Luft, denn der Schlafraum unter dem Dach hat kein Fenster. Zudem haben einige „fröhliche“ Gäste ziemlich Ausdauer unten in der Gaststube…

Tag 3:  über Collombey de Gex zum Col de la Faucille

Heute ist „Ruhetag“, der bevorstehende Abschnitt umfasst nur etwa 12 km und 550 m Auf- und etwas mehr Abstieg, wir rechnen mit etwa viereinhalb Stunden reiner Wanderzeit. Entsprechend ist der Start gemütlich und nicht allzu früh. Wir sind hier im Skigebiet von Lelex/Crozet, einem Korridor zwischen den Naturreservaten. Die öden Pistenschneisen sind nicht so recht nach Geschmack für Sabrina, der Umweltverantwortlichen unserer Sektion. Bald aber sind wir wieder in der „Wildnis“. Die Alpweiden sind voller Blumen wie Osterglocken, Veilchen und Enzian. Und in der Nähe der Schneereste gibt’s richtige Krokus-Teppiche. Nach vielem auf und ab über Weiden entlang der Krete errechen wir den Colomby de Gex, 1‘688 m, ein Gipfel mit markantem Eisenkreuz. Auch hier auf der ganzen Route rechts unten See und Alpen, links die endlosen Waldgebiete und tiefen Täler des Jura. Später blicken wir plötzlich auf der rechten Seite in steile, felsige Kessel hinunter. Auch einige Gemsen können wir beobachten. Die Geologie hat hier geändert, die Steilhänge sind hier nicht mehr nordwestlich, sondern auf der Gegenseite. Auf der vom Winter her wohlbekannten Nordseite steuern wir hinunter in Richtung des Col de la Faucille. Hier erwartet uns im Hotel La Petite Chaumiere die nächste Komfortsteigerung. Dusche, ein feines Znacht und ein richtiges Bett – nicht zu verachten.

Tag 4: zum Gipfel des La Dôle und hinunter nach St-Cergue

Nach tollem Frühstücksbuffet sind wir gestärkt für den letzten Tag. Der erste Teil führt uns – nach Kartenbild vermeintlich eher locker – durch den Wald. Überraschend dann ein interessanter, aber ziemlich grober Weg mit vielem auf und ab, mit Steinen und Wurzeln, die Konzentration erfordern. Dann Durchquerung einer Schlucht mit beidseitig hohen Felsen. Wir haben das Gefühl, auf diese Weise fast nicht vorwärts zu kommen. Dann folgt ein längerer Abstieg, im Wissen darum, dass wir diese Höhenmeter alle wieder als Aufstieg kompensieren werden. Jetzt gelangen wir zum Langlaufgebiet La Vattay, ab hier geht’s aber dann zügig auf Forststrassen nordwärts. Wir treten aus dem Wald und kurz nach der Alp La Grande Grand überqueren wir mitten in einer Weide die Landesgrenze zur Schweiz. Jetzt stehen die letzten 350 Höhenmeter bevor. Entlang von bewundernswerten Trockenmauern steigen wir hinauf und erreichen um die Mittagszeit den Gipfel des La Dôle, 1‘678 m. Auch hier standen wir schon mit den Skiern, aber weder damals noch jetzt vermögen die riesigen Antennenanlagen zu begeistern. Wir blenden das etwas aus und geniessen ein letztes Mal das Panorama auf beiden Seiten. Nach einer Rast auf dem Col de Porte starten wir zum letzten Abstieg. Teilweise etwas grobsteinig, weiter unten aber angenehm und dann auf einem Strässchen geht’s in Richtung Tal. Mitte Nachmittag erreichen wir St-Cergue, wo wir bald den Zug in Richtung Nyon besteigen.

In den 4 Tagen haben wir fast 70 Kilometer zurückgelegt, dazu kamen gut 3‘600 hm Auf- und etwa 3‘000 hm Abstieg und wir waren – Pausen mitgerechnet immer zwischen 6 und 8 Stunden unterwegs.
Es bleibt der Dank an unseren Tourenleiter Dänu, der wieder die ganze Tour vorbildlich vorbereitet und geführt hat, sowie Sabrina, welche ihren Anteil zur ganzen Logistik beigetragen hat. Es waren vier wunderschöne Tage, wir hatten absolutes Glück mit dem Wetter, immer schön, aber nie zu heiss. Wir waren auch eine tolle Gruppe, und wir durften den westlichsten Teil des Juras in Frankreich auf nochmals neue Art erleben. Mit der anderen Jahreszeit und der umgekehrten Marschrichtung ergaben sich neue und andere Eindrücke, die uns allen in bester Erinnerung bleiben.
Dabei waren: Sabrina und Daniel Freudiger (TL), Ursula Schlunegger, André Berger, Viktor Brunner, Martin Bellin.
Bericht: Martin. Bilder: Dänu, André, Martin